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Image by Markus Winkler

USUMA-Newsletter 1/2023

Schon gut zwei Monate ist das neue Jahr alt und hier kommt endlich der erste Newsletter 2023, der sechste insgesamt - insbesondere für Sie, liebe Interviewerinnen und Interviewer. Wie immer finden Sie kürzere Informationen unter dem Rubriktitel „Neues von USUMA“. Im Schwerpunkt-Artikel („Background“) beschäftigen wir uns mit der Prüfung und Aufbereitung der Daten, die Sie telefonisch eingesammelt haben. Zu guter Letzt erfahren Sie mehr über Mitarbeiter Georg Grewer und Telefoninterviewerin Susanne Lietz: „Wir von USUMA“. Haben Sie Anliegen oder Anregungen bezüglich des Newsletters? Scheuen Sie sich bitte nicht, uns einfach zu schreiben – Kollegin Lietz hat es auch getan: newsletter@usuma.com.

Prämie: Interviewer:innen werben Interviewer:innen

Für ein aktuelles internationales Umfrageprojekt suchen wir Interviewer:innen in Berlin mit sehr guten Sprachkenntnissen in Ungarisch oder Slowakisch. Erfahrung in der Durchführung von Unternehmensinterviews sind sehr vorteilhaft aber keine Voraussetzung. Wir qualifizieren Interessierte für die Studie vorab und betreuen diese während der Durchführung auch kontinuierlich im Studio.

 

Für jeden neuen Interviewenden, der uns auf Grund Ihrer Empfehlung innerhalb von 3 Wochen in dem Projekt unterstützt (mindestens 20 Stunden), bedanken wir uns bei Ihnen mit einer Prämie in Höhe von 30 Euro. Dafür sollte Ihr Name bereits bei der Bewerbung genannt werden. Es gibt keine Begrenzung, empfehlen Sie USUMA, so oft Sie möchten!

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Neues von USUMA

USUMA feierte 33. Geburtstag! Werden in einem Gesellschaftsspiel die Punkte addiert und ein Mitspieler hat eine Zahl mit zwei (oder mehr) identischen Ziffern erreicht, also z.B. 33, muss er traditionell eine Runde Schnaps ausgeben. Daher spricht man bei solchen Zahlen von Schnapszahlen. Einen Schnapszahl-Geburtstag feierte USUMA gerade erst – ohne Schnaps. Denn am 28. Februar 1990 gründeten drei Wissenschaftler der Akademie der Wissenschaften der DDR USUMA als GmbH, noch in „Berlin – Hauptstadt der DDR“. Es war damit das erste unabhängige Meinungsforschungsinstitut, das sich nach der friedlichen Revolution 1989 in der DDR gegründet hat. Die ganze Geschichte schilderten wir im ersten Newsletter. Wissen Sie übrigens, was „USUMA“ bedeutet? Es ist die Abkürzung für „Unabhängige Serviceeinrichtung für Umfragen, Methoden und Analysen“. Nebenbei: Es gibt noch eine andere Deutung des Begriffs „Schnapszahl“. Sie bezieht sich auf die Tatsache, dass bei übermäßigem Alkoholkonsum doppeltes Sehen auftreten kann. Zu viel getrunken haben wir aber nicht, USUMA wurde tatsächlich 33 Jahre alt, nicht nur 3.

Online-Befragung der Interviewer:innen geplant.

Jetzt wollen wir einmal den Spieß umdrehen und Sie befragen. Wir planen eine anonyme Online-Umfrage, wie interessant und informativ Sie diesen Newsletter finden und was Sie sich für die Zukunft wünschen würden, auch ganz allgemein z.B. an Hilfestellungen für Ihre Arbeit als Interviewer:innen sowie an Austauschmöglichkeiten untereinander. Um diese Befragung optimal zu gestalten, können Sie gerne Aspekte ansprechen, die darin thematisiert werden sollten. Einfach schreiben an: newsletter@usuma.com.

Energiewende-Studie abgeschlossen.

Auch wenn manche Interviewerin, mancher Interviewer einen anderen Eindruck haben mag: USUMA arbeitet nicht nur für das Robert Koch-Institut. Gerade haben wir eine deutschlandweite telefonische Bevölkerungsbefragung zum brisanten und medial sehr präsenten Thema „Energiewende“ abgeschlossen. 1500 standardisierte Interviews zur Ermittlung von Einstellungen und Meinungen zum Wandel weg von fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle) hin zu erneuerbaren Energietechnologien (Windparks, Fotovoltaik-Anlagen, Wasserkraftwerken, Geothermie- und Biogasanlagen). Auftraggeber war das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft, eine von elf „Exzellenzuniversitäten“ in Deutschland – dort das „Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse“ (ITAS). „Das KIT schafft und vermittelt Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten mehr als 9000 Mitarbeiter:innen in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen.“ Siehe www.kit.edu.

ETUDE-Projekt

Es geht um eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung bei so genannte funktionelle Störungen: Beschwerden, die keine klare organische Ursache erkennen lassen. Um die Mechanismen von solchen Störungen zu ermitteln, Diagnose und Behandlung zu verbessern und die Stigmatisierung von betroffenen Patienten zu verringern, gibt es unter anderem ein europäisches Programm mit dem Namen „ETUDE“, an dem sich die USUMA beteiligt. „ETUDE“ steht für “Encompassing Training in functional Disorders across Europe”. Auf Deutsch: “Umfassende Ausbildung im Bereich funktioneller Störungen in ganz Europa“. Ziel ist es, einer neuen Generation von Forscher:innen eine länderübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen und ein neuartiges europäisches Netzwerk zu schaffen mit dem Ziel, die Patientenversorgung bei diesen Krankheitsbildern zu verbessern. USUMA ist Partner des Projektes und  unterstützt junge Forschende durch forschungspraktisches Training, die Planung, Supervision und aktive Unterstützung bei der empirischen Datenerhebung. Aktuell absolvieren im Rahmen von ETUDE zwei Nachwuchsforscherinnen einen Aufenthalt bei USUMA. Dabei kooperieren wir mit dem Radboud University Medical Center Nijmegen (Niederlande) und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Mehr zum Projekt unter https://etude-itn.eu/about-etude/

Background: Datenaufbereitung

Was geschieht eigentlich, nachdem die Telefoninterviews einer Studie abgeschlossen sind (nach der so genannten „Feldzeit“), also z.B. 4.000 GEDA Interviews geführt und damit 4.000 Datensätze gewonnen wurden? Darum soll es in diesem „Background“-Artikel gehen.

Zum einen geht es darum, die Plausibilität der gewonnenen Daten zu prüfen, also ob die Angaben der Befragten möglichst vollständig und in sich schlüssig (konsistent) sind, bzw. ob sich in der Vielzahl gegebener Antworten eventuell logische Fehler „eingeschlichen“ haben. Dazu kann USUMA-Mathematikerin/Statistikerin Ewa Sprysak (41) bei der Analyse des Datensatzes gezielt Suchaufgaben stellen. Ein Beispiel: Zeige mir Datensätze mit Minderjährigen, die bereits Kinder haben. Bei einer 16-jährigen Zielperson wurde eingetragen, dass sie mit einem Partner, einer Partnerin und 2 Kindern (Tochter/Sohn) in einem Haushalt lebt. „Wir würden die ersten beiden Angaben zu ‚Mutter‘ und ‚Vater‘ korrigieren, die weitere Person „Tochter/Sohn“ dann zu „Sonstige Person“ (Geschwister)“.

Zum anderen werden die Daten auch auf fehlerhafte oder unlogische Werte überprüft und ggf. korrigiert oder gelöscht. Ein Beispiel dafür: „Liste mir regionale Widersprüche“. Wenn evtl. der Landkreis Goslar (Niedersachsen) als Wohnort angegeben wurde, als Bundesland aber Sachsen-Anhalt, hätte man zumindest bei Interviews mit Festnetznummer die Möglichkeit, anhand der Vorwahl die Angaben zu korrigieren. Oft sind es auch einfache kleine Zahlendreher bei der Erfassung der Postleitzahl, die dann zunächst nicht zum „richtigen“ Bundesland gehört. Bei einem offensichtlich falsch erfassten Geburtsjahr wie „1900“ oder „2010“ (unter 16-Jährige werden nicht befragt), könnten wir dann zum Abgleich ggf. auf die Altersangabe im Schwedenschlüssel zurückgreifen.

In wissenschaftlichen Umfragen geht es immer auch darum, eine nicht verzerrte Stichprobe zu erhalten, die die gesamte Bevölkerung möglichst gut repräsentiert. Eine häufig genutzte Möglichkeit dafür ist am Ende der Datenaufbereitung die Gewichtung von Interviews.

Gewichtung bedeutet dabei vereinfacht, dass bestimmte Merkmale von Befragten in der Umfrage mit amtlich verfügbaren Statistiken verglichen werden. Zum Beispiel kann die Gewichtung genutzt werden, um sicherzustellen, dass die Stichprobe die richtige Altersverteilung, Geschlechterverteilung, ethnische Zugehörigkeit und geografische Verteilung hat.

Wären beispielsweise so viele junge Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren befragt worden, wie es ihrem Prozentanteil in der gesamten Bevölkerung in Deutschland entspricht, bräuchte man gar keine Gewichtung. Jeder Telefoninterviewer weiß aber, wie schwer es ist, sehr junge Menschen für eine Telefonbefragung zu erreichen, insbesondere über das Festnetz. „Umso mehr junge Personen befragt werden, desto geringer sind die benötigten Gewichtungsfaktoren.“, erklärt Georg Grewer. Am Ende erreicht man meist trotzdem prozentual nicht genügend Mitglieder dieser Gruppe.

Passt man die Interviewverteilung anhand definierter Alters- und Geschlechtsgruppen an, verändern sich durch diese Gewichtung eventuell die Anteile der Bildungsabschlüsse im Gesamtdatensatz. Ausgehend von dieser ersten Anpassung, erhalten die Datensätze dann auch nach weiteren Kriterien, wie z.B. der Wohnregion einen neuen Gewichtungswert – wieder ändert sich die Verteilung der bereits berücksichtigten Merkmale. Die Daten werden also erneut „glatt gezogen“. Man sagt dazu, das Gewichtungsverfahren wird „iterativ“ durchgeführt. Das heißt, jedem Interview wird in mehreren Durchgängen immer wieder ein neuer Zahlenwert zugewiesen, der sich mit jedem weiteren Durchlauf der sog. „Anpassungsgewichtung“ immer weniger verändert, bis ein statistisches Optimum für alle gewichteten Merkmale in der Gesamtstichprobe entsteht.

„Am besten wäre es natürlich, wenn wir keine Gewichtung bräuchten“, formuliert Georg Grewer pointiert. „Ein Markenzeichen von USUMA ist, einen starken Fokus auf die Stichprobenziehung und die Feldarbeit zu legen.“

Dennoch ist die Gewichtung von Interviewdaten generell ein wichtiger Schritt bei der Aufbereitung von repräsentativen Umfragedaten. Denn diese kann bei sorgsamer Durchführung auch erheblich dazu beitragen, dass die Ergebnisse der Umfragen genauer und zuverlässiger sind und dadurch eine bessere Repräsentation der Gesamtbevölkerung darstellen, oder diese überhaupt erst ermöglichen.

Wir von USUMA

Georg Grewer (31), Projektmanager bei USUMA, verantwortlich für Face-to-Face-Studien und Interviewabrechnung. Zwei große Leidenschaften hat Georg Grewer, der aus dem nördlichen Ruhrgebiet stammt: Sport, einschließlich Tanzen, und Politik. „Schon als Jugendlicher war ich sehr politikvernarrt“ erzählt er, „bei Wahlen musste mein Vater mit mir die Umfrageergebnisse in Spiegel und Stern diskutieren.“ Kein Wunder also, dass er nach dem Abitur in Potsdam Politikwissenschaften studierte. In einem Kurs zum Thema Wahlforschung empfahl ihm der Dozent, sich für praktische Erfahrungen an die USUMA zu wenden. Sympathisch offen: „Mehrfach habe ich mich unbeholfen bei unserer Firma als Praktikant beworben, bis ich endlich genommen wurde.“ Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Während er weiter studierte, arbeitete er als Supervisor bei der USUMA, schließlich in der wissenschaftlichen Studienbegleitung und seit Oktober 2020 im Projektmanagement. Inzwischen hat er seinen Mastertitel an der Uni Potsdam erworben, „mit Überlegungen, einen moralpsychologischen Ansatz in die Wahlforschung mit einzubringen.“ Seit rund einem Jahr unterrichtet er einmal in der Woche Wahlforschung und empirische Methoden an dieser Universität. So sehr Politik und Wissenschaft seine Welt sind, so sehr liebt er an seiner Arbeit bei USUMA auch, „dass man aus seiner kleinen Gedankenwelt rauskommt und über Sichtweisen von Menschen erfährt, mit denen man sonst nie sprechen würde.“

Politik und Wissenschaft sind das eine bei ihm. Zum anderen gehören: 2015 gründete er zwei Flüchtlingshilfe-Vereine mit (heute ist er in diesem Bereich nicht mehr aktiv), sieben Jahre lang nahm er Tanzunterricht im Choreographie-Tanz. „Das ist das, was zum Beispiel Boybands machen“, lacht er. In einer Boyband war er nie, tanzte aber immerhin im Background einer Show mit Männern in Frauenkleidern. Abtanzen in Clubs, Radfahren zur Arbeit, drei bis vier Besuche pro Woche im Fitnessstudio sieht man dem jungen Mann an. „Als Kind war ich relativ korpulent. Dazu soll es nie wieder kommen.“

Susanne Lietz (55), Interviewerin im Home-Office. Ganz schön mutig: Ende 2020 hat die gelernte Zahntechnikerin, Heilpraktikerin und ehemalige Seniorenbetreuerin aus Schleswig-Holstein einen beruflichen Neustart gewagt. Als freiberufliche Künstlerin entwickelte sie unter anderem ein Quizspiel und ein Rätselheft für Senioren, veröffentlichte Gedichte und bietet ihre Fotos an (www.drachenhabenfluegel.de).

Seit Ende Oktober letzten Jahres telefoniert sie zusätzlich die Geda-Studie, werktags jeweils drei bis vier Stunden lang. Und weil sie gerne schreibt, hat sie einfach einmal ihre Eindrücke aus den ersten Monaten ihrer neuen Nebentätigkeit aufgeschrieben und uns geschickt, „mit besten Grüßen an alle Kolleg:innen“. Vielen Dank dafür! Wir zitieren daraus: „In dieser Zeit habe ich schon mit vielen sehr netten, skeptischen, wirklich kurz und knapp antwortenden, sehr an den Inhalten interessierten, unfreundlichen, für alle Fragen offenen, herzlichen bis zu leicht aggressiven Menschen telefoniert. Sprüche wie ‚Ich frage mal den Hund, ob er Zeit hat‘ oder ‚Ich kann auch die Polizei holen‘ sind eher selten.“ Manchmal werden ihre Bemühungen mit einem unerwarteten, entspannten „Dann stellen Sie einmal Ihre Fragen“ belohnt. „Hatte ich mal wieder zwanzig Kontakte ohne positives Ergebnis, freue ich mich über Zielpersonen, die sich für den vereinbarten Termin extra eine halbe Stunde freigehalten haben oder versuchten, unter der angezeigten Nummer zurückzurufen. Ich durfte mir auch schon einen gesundheitspolitischen Vortrag anhören, der am Ende zur Teilnahme an der Befragung führte. Eine Entschuldigung für die Ansprache habe ich auch noch bekommen.“ Inzwischen kann Susanne Lietz Teile des Geda-Interviews auswendig. „Kommt die Frage ‚In welchem Bundesland wohnen Sie?‘, wette ich mit mir im Stillen, ob ich den Dialekt richtig erkannt habe. Hoffend auf viele weitere interessante Befragungen warte ich natürlich besonders darauf, dass meine eigene Telefonnummer auch einmal zufällig vom Computer angewählt wird ;).“

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